Endlich da! Das Dunkel der Nacht ist der hoch am Himmel stehenden Sonne gewichen. Autos fahren blitzschnell an mir vorbei. Riesengroße Hallen erheben sich neben mir, aber dort vorn steht das Gebäude, welches ich suche. Mein Gang wird immer schneller, bis ich es erreicht habe. Ich schaue mich um. Dort stehen sie. Alle, die mit mir hinein wollen. Ihre Gesichter sehen angespannt und müde aus. Ich atme tief ein. Langsam gehe ich auf sie zu. Sie schauen mich prüfend wie ein Tiger seine Beute an. Diese Blicke weichen lächelnden Mündern. Ich weiß, ich habe sie durch mein Gesicht gewonnen.
Ich greife in meine Tasche. Dort ist es. Das kleine Stück Papier, die Karte zum Glück. Noch zehn scheinbar endlos lange Stunden. Ich setze mich auf die leblosen Steine des dreckigen Platzes, zähle mein Geld, döse, schlafe ein, erwache und zähle wieder mein Geld. Die Hälfte der Zeit ist vorüber.
Ich schaue mich um. Dort, wo vorhin noch leichte, schwebende Luft war, stehen jetzt Menschen. Dicht zusammengedrängt, schreiend, rufend.
Ich stehe auf, gehe auf mir zwei bekannte Gesichter zu. Worte werden ausgetauscht. Ich bleibe bei ihnen. Die Zeit verstreicht langsam. So, als würde es erst losgehen, wenn eine Schnecke die andere Straßenseite erreicht hat. Aber...
Es ist soweit. Die Gitter, die vorhin so starr waren, werden geöffnet. Vor Aufregung zitternde Körper werden gegen mächtige Eisenstangen gedrückt. Schreie, Rufe, Tränen!
Ich bin durch und renne einfach los. Immer geradeaus, meinem Ziel entgegen. Nein, nicht schon wieder. Aber auch durch diese Gitter komme ich ohne Mühe. Damit ist mein scheinbar unerreichbares Ziel erreicht. Ich stehe vor der riesigen Bühne, auf der nachher mein Traumprinz stehen wird. Ich fühle mich glücklich und frei!
postscriptum
Das Blatt Papier, auf dem ich diesen Aufsatz vor fast 25 Jahren geschrieben habe, liegt in einer alten Kladde, in
der sich noch mehr Texte befinden, die ich als Kind/Jugendliche geschrieben habe. Ich muss jedes Mal grinsen, wenn ich diese durchblättere und in Erinnerungen schwelge.
Das Besondere an diesem Text ist, dass mir durch ihn und das Feedback dazu das erste Mal bewusst geworden ist, dass ich DAS (also schreiben und Gefühle ausdrücken) kann. Und das in einem Alter, in dem ich für mich im stillen Kämmerlein dachte, dass ich gar nichts kann.
Und übrigens: auch heute findet ihr mich genauso aufgeregt und voller Vorfreude bei Take That und Robbie Williams Konzerten ... nur nicht mehr ab morgens 7 Uhr. :-D